Asarylas, der Dritte seines Namens, war ein schwacher König. Er bestieg den altehrwürdigen Thron Arrovelosias im Alter von 16 Jahren, unvorbereitet und unwillig. Nachdem sein Vater Talyras, der Vierte seines Namens, gestorben war, sollte eigentlich sein Bruder Maras, als Erster seines Namens den Thron besteigen; dieser war jedoch in der Schlacht von Karkarra schwer verwundet worden und erlag seinen Verletzungen, trotz dem Bemüher der Magier-Ärzte, noch auf dem Heimweg nach Pellas. Darauf sollte der Thron dessen Sohn Kyrenas zufallen, doch erlitt dieser einen Schlag, als die Nachricht vom Tod seines Vaters ihn traf; zwar überlebte er, doch er verlor die Fähigkeit verständliche Sätze zu sprechen und war durch die Lähmungen an seinem Körper ein Pflegefall, dessen Zustand durch die Magie der Hofmagier zwar gelindert, aber nicht behoben werden konnte. Da Kyrenas noch zu jung war, um eigene Kinder zu haben, fiel der Thron somit Asarylas zu.
Asarylas war von seinem Amt überfordert und überließ das Gros der Tagesgeschäfte den Königlichen Gefährten und anderen Beratern, wie dem Hohepriester des Asiranas, während er sich ins Studium alter Schriften und neuer Poesie vertiefte. Arrovelosia drohte in eine Vielzahl kleiner Fürstentümer zu zersplittern, während der „Dichterkönig“ sich an eigenen Werken versuchte.
Während die Königlichen Gefährten um Macht und Einfluss untereinander stritten und ihre Fürstentümer immer unabhängiger vom Reich wurden, war die Kyrakeia des Asiranas seine letzte Stütze, denn für die Priester war er die Galionsfigur, hinter der sie versuchten die Zügel zu halten.
Später sollte Asarylas von einigen seiner Königlichen Gefährten in Mires festgesetzt werden, was zur Einberufung eines Adelsrates und schließlich zur Urkunde von Mires führen sollte. Doch noch bevor dies das Reich stabilisieren und eine späte Hochzeit Arrovelosias einläuten sollte, versuchten einige den König durch eine andere Hochzeit weiter zu entmachten.
Die Dynastie der Talyriden war seit Jahrhunderten mit dem ersevischen Königshaus von Velosija verschmolzen und hatte viele ersevische Gebräuche im Reich verbreitet, doch dass ein Königsohn oder gar ein König einen Mann heiratet, war aufgrund eines ungeschriebenen Gesetzes zum Erhalt der Dynastie undenkbar gewesen. Wäre Asarylas nicht als Königssohn geboren und gerade mit seiner Volljährigkeit König geworden, so hätte er sich bestimmt zur „Maitade“ [sozial-juristisch „Frau“] identifiziert, doch gemäß den ungeschriebenen Regeln musste er sich als „Kaulyras“ [sozial-juristisch „Mann“] identifzieren.
Der Königliche Gefährte Madoras, Fürst von Arrakleia, wusste von der Schwärmerei des jungen Königs für den jungen Generals Relyras, der aufgrund seines guten Aussehens überall „der Schöne“ genannt wurde. Madoras ermutigte den jungen König, seiner Schwärmerei nachzugehen, sorgte für viele Momente in denen König und General aufeinander trafen und Zeit miteinander verbringen konnten. Bis heute ist nicht ganz klar, ob Relyras den jungen König aufgrund eigener Gefühle umgarnte, ob er unter einem Zauber stand oder gar wissend im Auftrag des Fürsten von Arakleia handelte. Die Schwärmerei wurde jedoch bald zu einer Liebschaft und Relyras de facto zum Mann an der Seite des Königs. Obwohl die Kyrakeia versuchte, einen Keil zwischen beide zu treiben, gelang es dem Fürsten von Arakleia und einigen anderen Königlichen Gefährten, den König dazu zu überreden, Relyras zu heiraten. Eine Ungeheuerlichkeit, für die der junge König zunächst neue Gesetze erlassen musste, denn die Heirat zweier Kaulyres war zuvor gesetzeswidrig.
Die Hochzeit zwischen Asarylas und Relyras war ein unbeschreiblich opulentes Fest, für das die Königlichen Gefährten aufkamen – ein politisch gewiefterer König hätte die Lunte gerochen. Die Feierlichkeiten dauerten vierzehn Tage und in Pellas, Arras, Velosia und anderen Städten des Reiches wurden Essen und andere Gaben an die Untertanen ausgegeben, unter anderem wurden Zehntausend eigens geprägte Silbermünzen ausgegeben, auf deren Königsseite die küssenden Häupter des Königs und seines Gemahls prangten.
Während Asarylas eine Hochzeit des Glücks hatte, war es für die Königlichen Gefährten eine politische Hochzeit, denn durch diesen Schachzug hätte es ihnen gelingen können, die Dynastie der Talyriden zu beenden. Asarylas würde ohne Nachkommen bleiben und der Thronanspruch auf irgendwelche machtlosen Nebenlinien verfallen, die selbst die Macht der Kyrakeia nicht hätte auf den Thron hieven können.
Es folgten Jahre der Unsicherheit. Während der Dichterkönig sich seines privaten Glückes erfreute, trieben Kyrakeia und Königliche Gefährten ihre Machtspiele fort und schließlich kam es zu den bekannten Vorgängen, die zur Urkunde von Mires führten.
In die folgende Hochzeit des spätklassischen Arrovelosia fiel jedoch noch eine bedeutende Gesetzgebung des Asarylas, die historisch gesehen besonders bedeutsam ist, von den Historikern aber gerne übersehen wird: Obwohl es seit Jahrhunderten die Möglichkeit gab für zwei Männer durch Magie ein leibliches Kind zu „zeugen“, wurden derartige Nachkommen nicht als erbberechtigt anerkannt. Das Gesetz über die Nachkommenschaft des Asarylas behob diesen Misstand und sicherte nicht nur die Dynastie der Talyriden, sondern legte auch einen bedeutenden Grundstein unserer heutigen Kultur – es ist somit mindestens genauso wichtig, wie die Urkunde von Mires.