So begab es sich, dass Rumeszasr sich auf dem Felde bettete und hinauf sah in das silbergesprenkelte Dunkel der Nacht. Und während er da lag, wurde ihm gewahr, dass nicht nur sein Auge in die Nacht blickte, sondern gleichfalls sieben weitere Augen in die Nacht starrten. Doch nicht in den gleichen Himmel starrten die Augen und nicht nicht auf dem gleichen Erdengrund lagen sie. Auf anderen Erden waren sie und starrten in andere Nachthimmel. Und Rumeszasr erkannte die silbernen Fäden, in denen alle Welten gefangen waren und er erkannte das Wesen, das am Rande des Netzes in der sternenlosen Dunkelheit wartete. So wurde Rumeszasr gewahr, dass die große Spinne am Rand der Sterne lauerte. Dass sie die Erde gefangen hatte, so wie sie schon andere Welten gefangen hatte; und Rumeszasr wusste: Er war eines der Augen dieser Spinne.
In Miravant gab es einen kleinen Tempel, dessen Geschichte bis weit zu den Anfängen der Stadt zurückreichte. Seit Menschengedenken wurde in dem kleinen unterirdischen Heiligtum die Götterspinne angebetet.
Die Priester des Tempels, eher eine kleine Sekte als eine richtige Religionsgemeinschaft, fürchteten die Spinne im Sternendunkel und begehrten gleichsam, dass sie über ihr Netz in eine der anderen Welten gehen könnten. So folgten die Rituale des Kultes stets zwei Zwecken: Die Welt zu erhalten und die Transzendenz zu erlangen. Ein seltsamer Dualismus aus Erhaltung und Aufstieg.
Das Oberhaupt des Kultes trug den Titel "eldi", "das Auge", und man sagte er sei einer von acht Anführern des Kultes; doch die anderen sieben "Augen" sollten auf anderen Welten sein.
Zum Zeichen ihres Glaubens wurde von den Priestern erwartet, dass sie sich die kleinen Finger abschlagen ließen. Ein geringer Preis für die Möglichkeit, vielleicht einmal über einen Faden des Netzes auf eine andere Welt gehen zu dürfen. Obwohl es in Miravant nie mehr als acht Priester zur selben Zeit gab, sammelten sich mit der Zeit im Tempel mehr und mehr knöcherne Spinnen, die aus den abgeschlagenenen Fingern zusammengesetzt wurden ...