„Die Kalakyrea ist die natürliche Herrschaftsform des Menschen, denn nur wer egoistisch oder dumm ist, würde abstreiten, dass es das beste ist, wenn die Besseren über die Schlechteren herrschen. Die Besseren sind aufgrund ihrer besseren Geburt, ihres besseren Lebenswandels und ihrer besseren Tugenden dazu berufen, die Geschicke ihrer Mitmenschen zu lenken. Kalakyrea ist somit nicht nur die Herrschaft der Besten, sondern auch die beste Herrschaft und die Herrschaft für das Beste.“
- Monobias von Tertemes
Die Menschheit hat in den Jahrtausenden ihrer Freiheit eine verblüffende Vielzahl von Herrschaftsformen ausgebildet, die sich gerne nach der Anzahl der Herrschenden kategorisieren lassen: Von der Herrschaft eines Einzelnen (Monechakyrea) bis zur Herrschaft aller (Tropikyrea). Doch Monobias‘ Aussage scheint sich zu Bewahrheiten, denn die Kalakyrea, die Herrschaft einiger „Besserer“, scheint über Länder und Zeiten hinweg die häufigste Herrschaftsform zu sein – der Standard, auf den die Menschheit nach jeder Krise wieder zurückfällt.
Gründe dafür wurden viele gesucht und gefunden, doch ich glaube der entscheidende Grund dafür liegt in der Verderbnis. Die Menschen wählten sich jene zu Herrschern, denen sie ansehen konnten, dass sie nicht von der Verderbnis befallen, nicht mutiert waren. Da es eine gewisse Natürlichkeit darstellt, sich nicht mit Verderbten fortzupflanzen, bildeten sich wohl schnell Familien und Dynastien Nicht-Verderbter heraus und man begann bald allen Abkömmlingen solcher Familien eine gewisse Resistenz gegen die Verderbnis zuzuschreiben. Aus diesem Anspruch entwickelte sich wohl mit der Zeit auch der Anspruch an „Herrschertauglichkeit“ zu verbinden. Dass die Nicht-Verderbtheit mit der Kalakyrea verbunden sein muss, lässt sich auch noch in vielen antiken Kulturen finden. So war es bei den Iderusen bis in die späte Klassik hinein für die Wahlkandidaten üblich, sich mit freiem Oberkörper der Menge zu präsentieren, was wohl auf die Begutachtung nach Verderbnisanzeichen zurückgeht.
Mit der Zeit blieb zwar der Anspruch an gewisse Familie erhalten, aber man hatte vergessen worin er eigentlich begründet war. So bildeten sich Legenden um göttliche Abstammungen oder andere mythische Befähigungen aus oder man glaubte an den Anspruch durch Alteingessenheit. Heute glauben wir, dass gewisse Familien aufgrund ihrer Abstammung natürlich gewisse Privilegien verdienen – doch ermöglichten es diese Privilegien diesen Familien es meist eher an Zauberei oder Artefakte zu gelangen, weshalb sich in diesen Familien die Verderbnis stärker ausbreitete als als bei den „Schlechteren“.
Daher plädiere ich dafür, statt den unsäglichen Forderungen nach Reformen zur Tropikyresierung, endlich die Wählbarkeit aufgrund von Reinheitsuntersuchungen einzuführen. Dadurch würden die Ämter einer breiten Menge befähigter Menschen offen, ohne dem ganzen Pöbel gleich Tür und Tor zu öffnen.
Kehren wir zurück zum Willen unserer Ahnen: Freiheit von der Verderbnis bedeutet die Freiheit zu herrschen!