Antikes Arbarisch

Antikes Arbarisch wurde von den "Arbaren" gesprochen, schriftliche Zeugnisse sind vor allem seit der Spätantike immer häufiger. Da die Arbaren kein einheitliches Volk waren, gab es auch eine Vielzahl regionaler Varianten in Lautung, Grammatik und Vokabular. Eine einheitlichere Form beginnt sich erst in der Klassik zu etablieren, als die ursprünglich mündlich wiedergebenen Helden- und Götterlieder in der Auseinandersetzung mit der asiranistischen Missionierung verschriftlicht werden.

Das hier vorgestellte "Antike Arbarisch" ist daher eine normalisierte Form der antiken Sprache, die weitestgehend identisch mit dem späteren "klassischen" Arbarisch ist, das im Unterschied zu seinem antiken Vorfahren eine Vielzahl von Echyrismen in Grammatik und Vokabular besitzt.

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Inhaltsverzeichnis

Aussprache

Phonem Phon
/a/ [a]
 /â/ [a:]
/b/ [b]
/d/ [d]
/e/ [ə]
/ê/ [e:]
/f/ [f]
/g/ [g] 
/h/ [h] 
/ch/ [χ] 
/i/ [ɪ] 
/î/ [i:]
/iu/ [y:]
/j/ [j] 
/k/ [k] 
/l/ [l] 
/m/ [m] 
/n/ [n] 
/ng/ [ŋ] 
/o/ [ɔ] 
/ô/ [o:] 
/p/ [p] 
/r/ [R] 
/s/ [s] 
/t/ [t] 
/u/ [ʊ] 
/û/ [u:] 
/v/ [v] 
/z/ [t͡s]

Nomen & Adjektive

Nomen und Adjektive werden nach Kasus, Numerus und Genus dekliniert. Dabei kennt das antike Arbarisch die Kasus Nominativ, Genitiv, Dativ und Akkusativ, unterscheidet zwischen Singular und Plural, sowie den grammatischen Geschlechtern Maskulinum, Femininum und Neutrum. Das grammatische Genus entspricht dabei nur teilweise dem natürlichen Sexus.

Durch die fakultative Verwendung eines Artikels können Kasus, Numerus und vor allem Genus deutlich gemacht werden.

Im Gegensatz zu seinen späteren Formen kennt das antike Arbarisch noch 6 Deklinationsklassen, die teilweise das Genus bestimmen und häufig Varianten besitzen, die in manchen Grammatiken als eigene Deklinationen geführt werden (womit sich eine Gesamtzahl von 12 ergebe).

Der Akkusativ ist im antiken Arbarisch bereits größtenteils mit dem Nominativ zusammengefallen.

Der Ablaut

Viele Nomen lauten im Plural ab. Dabei gilt:

  • a > e (bard "Name" > berde "Namen")
  • â > ê (hâreim "Stadt" > hêreime "Städte)
  • i > ê (lich "Leib" > lêche "Leiber")
  • î > ê (bîn "Stock" > bêne "Stöcke")
  • û > iu (mûch "Mund" > miuche "Münder")

Betroffen ist jeweils der Stammvokal des Nomens

1. Deklination oder I-Deklination

Diese Deklination enthält Maskulina und Feminina. Im Plural tritt der Ablaut auf.

 

bard "Name" Singular Plural
Nominativ  -Ø bard -e berde
Genitiv -is bardis -io berdio
Dativ -i bardi -im berdim
Akkusativ -Ø bard -e berde

2. Deklination oder A-Deklination

Diese Deklination enthält Maskulina und Neutra. Im Plural tritt der Ablaut auf.

 

 svan "Hals" Singular Plural
Nominativ  -Ø 
svan -a svena
Genitiv -es svanes -o sveno
Dativ -a svana -am svenam
Akkusativ -Ø  svan -a svena

Die 2. Deklination besitzt in der Antike noch zwei Abwandlungen, die als va-Deklination (2a) bzw. ja-Deklination (2b) bezeichnet werden.

 

va-Deklination oder Deklination 2a

 

arela "Fürst" Singular Plural
Nominativ  -Ø 
arela -va erelava
Genitiv -ves arelaves -vo erelavo
Dativ -va arelava -vam erelavam
Akkusativ -Ø  arela -va erelava

ja-Deklination oder Deklination 2b

 hâr "Rüstung" Singular Plural
Nominativ  -Ø 
hâr -ja hêrja
Genitiv -jes hârjes -jo hêrjo
Dativ -ja hârja -jam hêrjam
Akkusativ -Ø  hâr -ja hêrja

3. Deklination oder O-Deklination

Diese Deklination enthält nur Femina. Im Plural tritt kein Ablaut auf. Nomina der 2. Deklination, die einen männlichen Handelnden bezeichnen, können in der Regel auch in der 3. Deklination dekliniert werden, um das Genus dem Sexus anzugleichen. Letztere Möglichkeit scheint eine Modernisierung der Spätantike darzustellen und begegnet in früheren Schriften nicht.

 

kja "Ei" Singular Plural
Nominativ  -a kja -â kjâ
Genitiv -as kjas -ôno kjôno
Dativ -o kjo -ôm kjôm
Akkusativ -a  kja -â kjâ

Wie die 2. Deklination gibt es auch für die 3. Deklination zwei Abwandlungen, die als vo-Deklination (3a) bzw. jo-Deklination (3b) bezeichnet werden. Da beide Abwandlungen erst in spätantiken Quellen begegnen, nimmt die Forschung heute an, dass es sich um eine Angleichung an die 2. Deklination handelt.

 

vo-Deklination oder Deklination 3a

arelwa "Fürstin" Singular Plural
Nominativ  -va arelva -vâ arel
Genitiv -vas arelvas -vôno arelvôno
Dativ -vo arelvo -vôm arelavôm
Akkusativ -va  arelva -vâ arel

jo-Deklination oder Deklination 3b

anja "Information" Singular Plural
Nominativ  -ja anja -jâ an
Genitiv -jas anjas -jôno anjôno
Dativ -jo anjo -jôm anjôm
Akkusativ -ja  anja -jâ an

4. Deklination oder U-Deklination

Diese Deklination enthält Maskulina, Feminina und Neutra. Im Plural tritt kein Ablaut auf!

Einendige Adjektive gehören zu dieser Deklination.

 

dru "Baum" Singular Plural
Nominativ  -u dru -i dri
Genitiv -is dris -io drio
Dativ -û drû -um drum
Akkusativ -u  dru -i dri

5. Deklination oder ER-Deklination

Diese Deklination enthält Maskulina und Feminina, die jeweils in einer eigenen Variante (a bzw. b) dekliniert werden; da Nomina dieser Deklination für gewöhnlich Tätigkeitsbezeichnungen umfassen, kann über die Deklinationsvariante das Genus dem Sex angeglichen werden. Im Plural tritt der Ablaut auf.

Die meisten Verwandtschaftsbezeichnungen gehören zu dieser Deklination.

Zweiendige Adjektive gehören zur 5. Deklination und besitzen Formen in beiden Varianten.

 

 

Deklination 5a (Maskulina)

brûer "Bruder" Singular Plural
Nominativ  brûer -Ø briuer
Genitiv -es brûeres -o briuero
Dativ -a brûera -am briueram
Akkusativ -Ø 
brûer -Ø briuer

Deklination 5b (Feminina)

diter "Tochter" Singular Plural
Nominativ  diter -Ø dêter
Genitiv -as diteras -ôno dêterôno
Dativ -û diterû -ôm dêterôm
Akkusativ -Ø 
diter -Ø dêter

6. Deklination oder N-Deklination

Die 6. Deklination enthält Maskulina, Feminina und Neutra, besitzt aber für jedes Genus abweichende Endungen (besonders im Nominativ Plural). Es tritt kein Ablaut auf.

Dreiendige Adjektive gehören zur 6. Deklination und besitzen Formen für alle drei Genera.

  

 

Deklination 6a (Maskulina)

espo "Bauch" Singular Plural
Nominativ  -o espo -in espin
Genitiv -in espin -ono espono
Dativ -in espin -om espom
Akkusativ -on 
espon -on espon

Deklination 6b (Feminina)

urma "Schlange"

Singular Plural
Nominativ  -a urma -un urmun
Genitiv -in urmin -ono urmono
Dativ -in urmin -om urmom
Akkusativ -a
urma -un urmun

Deklination 6c (Neutra)

ava "Meer" Singular Plural
Nominativ  -a ava -an avan
Genitiv -an avan -ono avono
Dativ -an avan -om avom
Akkusativ -an
avan -an avan

Adjektive

Das antike Arbarisch kennt drei-, zwei- und einendige Adjektive, die mit ihrem Bezugswort in Kasus, Numerus und Genus übereinstimmen. Dreiendige Adjektive werden nach der 6. Deklination, zweiendige nach der 5. und einendige nach der 4. Deklination dekliniert.

Das Adjektiv geht dem Bezugswort voraus, wenn es bestimmt ist (ruta grûna "das verrottete Gras") oder ist ihm nachgestellt, wenn es unbestimmt ist (vandva ruta "fauliges Wasser"). Besitzt das Nomen einen Artikel, befindet sich das Adjektiv zwischen Artikel und Nomen (dît ruta grûna "das verrottete Gras").

Ein Adjektiv kann durch einen Artikel nominalisiert werden (dâr bâno "der Gute").

Das antike Arbarisch kennt Komparativ, Elativ und Superlativ. Der Komparativ wird durch die Partikel mar gebildet (mar bâno "besser"), der Elativ kann durch die Partikel fil (fil bâno "ziemlich gut"). Beim Superlativ tritt -est- zwischen Adjektivstamm und Deklinationsendung (bânesto "am besten")

Pronomina & Artikel

Artikel & Demonstrativpronomina

Das antike Arbarisch kennt nur einen bestimmten Artikel, der mit dem Demonstrativpronomen identisch ist (dâr hûnu "der Mann" oder "dieser Mann"). Das Demonstrativpronomen kann durch die dem Bezugswort nachgestellte Partikel  zu einem Demonstrativpronomen der Ferne konkretisiert werden (dâr hûnu dô "jener Mann").

 

  Singular Plural
  m f n m f n
Nominativ dâr dâs dît
Genitiv dês dêra dîs dôre dêre dêre
Dativ dêmu dêru dîmu dômo dâme dâme
 Akkusativ dên dân dîn dê 

Relativpronomina

  Singular Plural
  m f n m f n
Nominativ vo va va vin vun van
Genitiv vis vis vis vono vono vono
Dativ vin vin vin vom vom vom
 Akkusativ von va van von vun van 

Interrogativpronomina

Die Interrogativpronomen unterscheiden im antiken Arbarisch noch in allen Kasus zwischen animaten (beseelten, lebendigen) und inanimaten (unbeseelten, dinglichen) Formen.

  animat inanimat
Nominativ vâr vît
Genitiv vês vîs
Dativ vêmu vîmu
 Akkusativ vên vîn

Personalpronomina

Personalpronomina werden nach der Person (1., 2., 3.) und der Zahl (Singular, Plural) unterschieden, wobei es für die 2. Person Singular eigene Formen für die Respektstufen "intim" und "familiär-distanziert" gibt. Die 3. Person Singular differenziert nach Genus.

 

  Nominativ Genitiv Dativ Akkusativ
1. Sg. ê mên mêr
2. Sg. intim mân mâr
          distanziert tên tûm
3. Sg. m ân sên êr êr
           f âs îr îr âs
          n ît sîn îno ît
 1. Pl. îbe  ôn ônos ônos
2. Pl. ûr ûr ûro ûro
3. Pl se îro îrom se

Possessivpronomina

Die Possessivpronomen sehen größtenteils aus wie deklinierte Genitiv-Personalpronomen.

  Singular
  Nominativ Genitiv Dativ Akkusativ
1. Sg. (1. Dekl.) mên mênis mêni mên
2. Sg. intim (1. Dekl.) mân mânis mâni mân
          distanziert (1.Dekl) tên tênis têni tên
3. Sg. m (1.Dekl.) sên sênis sêni sên
           f (1.Dekl.) îr îris îri îr
          n (1. Dekl.) sîn sînis sîni sîn
 1. Pl. (4. Dekl.) bônu bônis bônû bônu
2. Pl. (1. Dekl.) ûr ûris ûri ûr
3. Pl. (6. Dekl., Var. A) sîro sîrin sîrin sîron
  Plural
  Nominativ Genitiv Dativ Akkusativ
1. Sg. (1. Dekl.) mêne mênio mênim mêne
2. Sg. intim (1. Dekl.) mêne mênio mênim mêne
          distanziert (1.Dekl) têne tênio tênim têne
3. Sg. m (1.Dekl.) sêne sênio sênim sêne
           f (1.Dekl.) êre êrio êrim êre
          n (1. Dekl.) sîne sînio sînim sîne
 1. Pl. (4. Dekl.) bôni bônio bônum bôni
2. Pl. (1. Dekl.) iurin iurono iurom iuron
3. Pl. (6. Dekl., Var. A) sîro sîrin sîrin sîron

Indefinites Personalpronomen

Das Indefinitpronomen arn ("irgendjemand", "man") wird mit der 3. Person Singular eines Verbs verbunden und nach der 1. Deklination dekliniert.

  Singular Plural
Nominativ arn erne
Genitiv arnis ernio
Dativ arni ernim
 Akkusativ arn erne

Verben

Verben werden nach Person, Numerus, Tempus und Modus konjugiert, es werden zudem die Diathesen Aktiv und Passiv unterschieden, wobei das Passiv durch ein aktives Hilfsverb in Verbindung mit dem Partizip II gebildet wird.

Bei der Konjugation macht das antike Arbarisch starken Gebrauch verschiedener Ablaute des Stammvokals, wobei sich jedes Verb einer bestimmten Ablautreihe zu ordnen lässt.

Ablaute

Ablautreihe 1. 2. 3. 4. 5. Anmerkung
Ia a / â a î î â   vor Konsonant (außer h, ch)
Ib a a û û o vor h oder ch
Ic â a î û û  
IIa i / î î ai i i  
IIb i / î i â û o vor n, m, l, r
IIIa e i a u o  
IIIb ê î â û ô  
IVa u û o o o  
IVb û û â ô o  
V o / ô ô ô ô ô  

Verben gehören entweder zu den in-Verben oder den on-Verben, je nachdem wie ihr Infinitiv lautet. Diese Unterscheidung ist vor allem im Hinblick auf die Bildung des Imperativs und der Partizipien wichtig.

Partizipien

Das Partizip wird im Satz als Adjektiv oder Adverb verwendet. Adjektivisch gebrauchte Partizipien werden gebeugt und können sowohl attributiv (gemengu hôl "die leuchtende Halle") als auch prädikativ (hôl ârt gemengu "Die Halle ist leuchtend") verwendet werden. Es besteht wie bei Adjektiven die Möglichkeit Antonyme (vârtengu "helfend" - ingvârtengu "nicht helfend") und Komposita (nidrêngu "herabfließend") zu bilden. Partizipien können außerdem wie Adjektive gesteigert werden (lângengu "dauernd" - mar lângengu "dauernder" - lângengesto "am dauerndsten".

Die Partizipattribute, die durch ein Partizip und möglicherweise eine Erweiterung gebildet werden, stehen attributiv zu einem Substantiv. Ein Partizipattribut kann immer durch einen Relativsatz aufgelöst werden (vichtendo vîr "der jagende Mann" - vîr vo vicht "der Mann, der jagt").

 

Das Partizip I kann die Gleichzeitigkeit von Handlungen ausdrücken: vichtendo vîr helt "der jagende Mann versteckt sich" (Der Mann jagt und versteckt sich (gleichzeitig)).

 

Das Partizip II wird zur Bildung des Passivs verwendet, aber auch adjetivisch gebrauchte Partizip II haben in der Regel eine passive Bedeutung.

 

Komposita können gebildet werden aus

  • Substantiv + Partizip I: gotaezendo ("fleischessend")
  • Adverb + Partizip: emerfêrendo ("immerlebend")
  • Adjektivstamm + Partizip: slonglângendo ("langandauernd")

Das Partizip I der in-Verben wird durch das Suffix -ngu am Verbstamm gebildet, wobei der Sprechvokal -e- bei konsonantisch schließenden Verbstämmen hinzutritt. Das Suffix wird gemäß der 4. Deklination dekliniert.

Partizip I Bildung der in-Verben

  Singular Plural
Nominativ  -(e)ngu ngu -(e)ngi ngi
Genitiv -(e)ngis dingis -(e)ngio ngio
Dativ -(e)ngû ngû -(e)ngum ngum
Akkusativ -(e)ngu  ngu -(e)ngi ngi

Das Partizip I der on-Verben wird durch das Suffix -ndo am Verbstamm gebildet, das je nach Genus in einer Variante der 6. Deklination dekliniert wird. Bei konsonantisch schließenden Verbstämmen tritt auch hier der Sprechvokal -e- zwischen Stamm und Suffix.

Partizip I Bildung der on-Verben maskulinum

  Singular Plural
Nominativ  -(e)ndo mirnendo -(e)ndin mirnendin
Genitiv -(e)ndin mirnendin -(e)ndono mirnendono
Dativ -(e)ndin mirnendin -(e)ndom mirnendom
Akkusativ -(e)ndon 
mirnendon -(e)ndon mirnendon

Partizip I Bildung der on-Verben femininum

"

Singular Plural
Nominativ  -(e)nda mirnenda -(e)ndun mirnendun
Genitiv -(e)ndin mirnendin -(e)ndono mirnendono
Dativ -(e)ndin mirnendin -(e)ndom mirnendom
Akkusativ -(e)nda
mirnenda -(e)ndun mirnendun

Partizip I Bildung der on-Verben neutrum

  Singular Plural
Nominativ  -(e)nda mirnenda -(e)ndan mirnendan
Genitiv -(e)ndan mirnendan -(e)ndono mirnendono
Dativ -(e)ndan mirnendan -(e)ndom mirnendom
Akkusativ -(e)ndan
mirnendan -(e)ndan mirnendan

Das Partizip II wird sowohl für in- als auch on-Verben gebildet in dem Verbstamm den 5. Ablaut erhält und mit - und -d affigiert wird. Es gemäß der 1. Deklination dekliniert, wobei im Plural kein Ablaut auftritt.

PartizipII  Bildung

 

Singular Plural
Nominativ  -[ ]-d mûnd gî-[ ]-de mûnde
Genitiv gî-[ ]-dis mûndis gî-[ ]-dio mûndio
Dativ gî-[ ] -di mûndi gî-[ ]-dim mûndim
Akkusativ gî-[ ]-d mûnd gî-[ ]-de mûnde

Tempora, Aspekte, Modi

Das antike Arbarisch unterscheidet zwischen Präsens, Präteritum und Futur. Außerdem wird jeweils zwischen einem imperfektiven (andauernden, unabgeschlossenen, wiederholten) und einem perfektiven (einmaligen, abgeschlossenen) Aspekt unterschieden.

Außer dem imperfektiven Präsens und imperfektiven Präteritum Aktiv werden die Zeitformen analytisch gebildet,  indem eine konjugierte Form eines Hilfsverbs (âm, hân, vellin, wirdin) und ein Infinitiv oder Partizip verwendet werden.

Der Indikativ ist die Normalform für Aussagen über reale Ereignisse oder allgemeingültige Wahrheiten, während der Konjunktiv als Form für nicht wirkliche Ereignisse, Behauptungen und Wünsche verwendet wird.

Einer Indikativform kann die Partikel nech  nachgestellt werden, um eine kategorische Behauptung zu kennzeichnen.

Imperativ

Imperative werden durch ein vom Typ des Verbs abhängiges Suffix gebildet, wobei der Stammvokal des Verbs den 5. Ablaut verwendet.

  Singular Plural
 in-Verben  -a vida "Sieh!" -ati vidati "Seht!"
on-Verben skorô "Schneide!" -ôta skorôta "Schneidet!"

Imperfektive Formen

Das imperfektive Präsens drückt eine Handlung in der Gegenwart aus, die noch andauert und nicht abgeschlossen ist, oder sich in der Gegenwart immer wiederholt.

Das imperfektive Präteritum drückt eine Handlung in der Vergangenheit aus, die nicht abgeschlossen wurde, sich wiederholte oder in einer nicht genau bestimmten (oder bestimmbaren) Zeit stattgefunden hat. Imperfektives Präteritum wird in Legenden, Märchen und anderen Erzählungen als Erzählform unabhängig seiner Aspektbedeutung eingesetzt.

Das imperfektive Futur drückt eine künftige Handlung aus, deren Ende nicht absehbar ist.

Indikativ Aktiv

gâlin "zaubern" Präsens Imperfektiv Präteritum Imperfektiv
1. Sg.  2. - gal 3.  -u gîlu
2. Sg. 2. -se galse 4. -is gîlis
3. Sg. 2. -t galt 3. -it gîlit
1. Pl. 1. -ba gâlba 4. -ben gîlben
2. Pl. 1. -te gâlte 4. -it gîlit
3. Pl. 1. -en gâlen 4. -in

gîlin

 

Konjunktiv Aktiv

gâlin "zaubern" Präsens Imperfektiv Präteritum Imperfektiv
1. Sg.  3. -u gîlu 4.  -du gîldu
2. Sg. 3. -is gîlis
4. -dus gîldus
3. Sg. 3. -it gîlit 4. -dut gîldut
1. Pl. 3. -ben gîlben 4. -un gîlun
2. Pl. 3. -it gîlit 4. -ut gîlut
3. Pl. 3. -in gîlin 4. -un

gîlun

 

Indikativ Aktiv

gâlin "zaubern" Futur Imperfektiv
1. Sg.  vill +Infinitv vill gâlin
2. Sg. vills +Infinitv vills gâlin
3. Sg. vill +Infinitiv vill gâlin
1. Pl. vallin +Infinitiv vallin galin
2. Pl. vallst +Infinitiv vallst gâlin
3. Pl. vallin +Infinitiv vallin gâlin

 Konjunktive Futurformen sind unbekannt.

Indikativ Passiv

gâlin "zaubern" Präsens Imperfektiv Präteritum Imperfektiv
1. Sg.  vîrde +Partizip II vîrde gîgâld vûrde +Partizip II vûrde gîgâld
2. Sg. vîrs +Partizip II vîrs gîgâld vûrs +Partizip II vûrs gîgâld
3. Sg. vîrd +Partizip II vîrd gîgâld vûrd +Partizip II vûrd gîgâld
1. Pl. vîren +Partizip II vîren gîgâlde vûren +Partizip II vûren gîgâlde
2. Pl. vîrt +Partizip II vîrt gîgâlde vûrdet +Partizip II vûrdet gîgâlde
3. Pl. vîrden +Partizip II vîrden gîgâlde vûrden +Partizip II

vûrden gîgâlde

 

Konjunktiv Passiv

gâlin "zaubern" Präsens Imperfektiv Präteritum Imperfektiv
1. Sg.  vîre +Partizip II vîre gîgâld vîrdi +Partizip II vîrdi gîgâld
2. Sg. vîres +Partizip II vîres gîgâld vîrdis +Partizip II vîrdis gîgâld
3. Sg. vîrit +Partizip II vîrit gîgâld vîrdi +Partizip II vîrdi gîgâld
1. Pl. vîrin +Partizip II vîrin gîgâlde vîrdin +Partizip II vîrdin gîgâlde
2. Pl. vîrit +Partizip II vîrit gîgâlde vîrdit +Partizip II vîrdit gîgâlde
3. Pl. vîrin +Partizip II vîrin gîgâlde vîrdin +Partizip II

vîrdin gîgâlde

 

Indikativ Passiv

gâlin "zaubern" Futur Imperfektiv
1. Sg.  vill +Infinitv +virdin vill gâlin virdin
2. Sg. vills +Infinitv +virdin vills gâlin virdin
3. Sg. vill +Infinitiv +virdin vill gâlin virdin
1. Pl. vallin +Infinitiv +virdin vallin galin virdin
2. Pl. vallst +Infinitiv +virdin vallst gâlin virdin
3. Pl. vallin +Infinitiv +virdin vallin gâlin virdin

 Konjunktive Futurformen sind unbekannt.

Perfektive Formen

Die perfektiven Verbformen drücken eine abgeschlossene oder nur einmalig stattfindende Handlung aus. Das perfektive Präsens wird in Tatsachenberichten häufig unabhängig des Aspektes als Erzählform verwendet. 

 

Alle perfektiven Verbformen werden analytisch gebildet. Die aktiven Präsens- und Präteritum-Formen durch eine dem Tempus entsprechende Form des Hilfsverbs hân mit dem Infinitiv. Die aktiven Futur-Formen werden wie die imperfektiven Formen durch eine Form des Hilfsverbs villin mit dem Infinitiv gebildet, dem der Infinitiv von hân hinzugefügt wird.

Die passiven Präsens- und Präteritum-Formen werden durch die jeweilige Form des Hilfsverb âm und dem Partizip II gebildet; die passiven Futur-Formen durch villin mit dem Partizip II und vurdin.

Indikativ Aktiv

gâlin "zaubern" Präsens Perfektiv
1. Sg.  hân +Infinitv hân gâlin
2. Sg. hânse +Infinitv hânse gâlin
3. Sg. hânt +Infinitiv hânt gâlin
1. Pl. hânba +Infinitiv hânba galin
2. Pl. hânte +Infinitiv hânte gâlin
3. Pl. hânen +Infinitiv hânen gâlin

Indikativ Passiv

gâlin "zaubern" Präsens Perfektiv
1. Sg.  âr +Partizip II âr gîgâld
2. Sg. ârist +Partizip II ârist gîgâld
3. Sg. ârt +Partizip II ârt gîgâld
1. Pl. bêren +Partizip II bêren gîgalde
2. Pl. bûrt +Partizip II bûrt gîgâlde
3. Pl. arnt +Partizip II arnt gîgâlde

Konjunktiv Aktiv

gâlin "zaubern" Präsens Perfektiv
1. Sg.  hînu +Infinitv hînu gâlin
2. Sg. hînis +Infinitv hînis gâlin
3. Sg. hînit +Infinitiv hînit gâlin
1. Pl. hînben +Infinitiv hînben galin
2. Pl. hînit +Infinitiv hînit gâlin
3. Pl. hînin +Infinitiv hînin gâlin

Konjunktiv Passiv

gâlin "zaubern" Präsens Perfektiv
1. Sg.  bûr +Partizip II bûr gîgâld
2. Sg. bîs +Partizip II bis gîgâld
3. Sg. bît +Partizip II bît gîgâld
1. Pl. bên +Partizip II bên gîgalde
2. Pl. bêt +Partizip II bêt gîgâlde
3. Pl. bên +Partizip II bên gîgâlde

Indikativ Aktiv

gâlin "zaubern" Präteritum Perfektiv
1. Sg.  hînde +Infinitv hînde gâlin
2. Sg. hûndes +Infinitv hûndes gâlin
3. Sg. hînde +Infinitiv hînde gâlin
1. Pl. hûnden +Infinitiv hûnden galin
2. Pl. hûndet +Infinitiv hûndet gâlin
3. Pl. hûnden +Infinitiv hûnden gâlin

Indikativ Passiv

gâlin "zaubern" Präteritum Perfektiv
1. Sg.  vâr +Partizip II vâr gîgâld
2. Sg. vârist +Partizip II vârist gîgâld
3. Sg. vart +Partizip II vart gîgâld
1. Pl. veren +Partizip II veren gîgalde
2. Pl. vurt +Partizip II vurt gîgâlde
3. Pl. varnt +Partizip II varnt gîgâlde

Konjunktiv Aktiv

gâlin "zaubern" Präteritum Perfektiv
1. Sg.  hîndu +Infinitv hîndu gâlin
2. Sg. hîndus +Infinitv hîndus gâlin
3. Sg. hîndut +Infinitiv hîndut gâlin
1. Pl. hînun +Infinitiv hînun galin
2. Pl. hînut +Infinitiv hînut gâlin
3. Pl. hînun +Infinitiv hînun gâlin

Konjunktiv Passiv

gâlin "zaubern" Präteritum Perfektiv
1. Sg.  vûr +Partizip II vûr gîgâld
2. Sg. vîst +Partizip II vîst gîgâld
3. Sg. vît +Partizip II vît gîgâld
1. Pl. vên +Partizip II vên gîgalde
2. Pl. vêt +Partizip II vêt gîgâlde
3. Pl. vênt +Partizip II vênt gîgâlde

Indikativ Aktiv

gâlin "zaubern" Futur Perfektiv
1. Sg.  vill +Infinitv +hân vill gâlin hân
2. Sg. vills +Infinitv +hân vills gâlin hân
3. Sg. vill +Infinitiv +hân vill gâlin hân
1. Pl. vallin +Infinitiv +hân vallin galin hân
2. Pl. vallst +Infinitiv +hân vallst gâlin hân
3. Pl. vallin +Infinitiv +hân vallin gâlin hân

 Konjunktive Futurformen sind unbekannt.

Indikativ Passiv

gâlin "zaubern" Futur Perfektiv
1. Sg.  vill +Infinitv +vurdin vill gâlin vurdin
2. Sg. vills +Infinitv +vurdin vills gâlin vurdin
3. Sg. vill +Infinitiv +vurdin vill gâlin vurdin
1. Pl. vallin +Infinitiv +vurdin vallin galin vurdin
2. Pl. vallst +Infinitiv +vurdin vallst gâlin vurdin
3. Pl. vallin +Infinitiv +vurdin vallin gâlin vurdin

 Konjunktive Futurformen sind unbekannt.

Syntax

Ein vollständiger Satz besteht mindestens aus einem Subjekt (S) und Prädikat (P):

Elinas sovt  "Elinas schläft"

 

Das Subjekt steht immer im Nominativ.

Die übliche Satzstellung im arbarischen Aussagesatz ist S+P, also zuerst das Subjekt, dann das Prädikat. Bei den analytisch gebildeten Verbformen besteht das Prädikat aus zwei Bestandteilen, wobei der erste (P1) immer dem Subjekt folgt und der zweite (P2) am Ende des Satzes steht:

Elinas ârt in mêni stâda gîsôvd "Elinas hat in meinem Bett geschlafen"

 

Dies ändert sich bei Fragesätzen, die nicht durch ein Fragewort eingeleitet werden. Hier tritt im Aktiv das Hilfsverb âm als erster Bestandteil des Prädikats an die erste Stelle und der Infinitv des Vollverbs als zweiter Bestandteil an die letzte Stelle (P1+S+P2):

ârt Elinas sovin? "Schläft Elinas?"

 

Im Passiv tritt virdin an die erste Stelle;

vîrd ân gîkâmbd  "Wird er geschlagen?"

 

Bei Fragesätzen, bei denen ein Fragewort die Frage einleitet, bleibt die Satzstruktur S+P bestehen:

Elinas sovt? "Warum schläft Elinas?"

 

Das Prädikat tritt bei Aufforderungssätzen an die erste Stelle (P+S):

sova Elinas! "Schlaf, Elinas!"

 

Manche Verben [transitive Verben] brauchen außer dem Subjekt, das den Handelnden anzeigt, auch noch eine Ergänzung eines direkten Objekts, das im Akkusativ steht. Dieses Akkusativobjekt (A) kommt nur im Aktiv vor und geht im Passiv verloren (die Information kann durch vir +Dativ umschrieben werden):

Elinas kambt êr "Elinas schlägt ihn"

ân vîrd gîkâmbd "Er wird geschlagen"

ân vîrd vir Elinasi gîkâmbd "Er wird von Elinas geschlagen"

 

Das Akkusativobjekt steht im Aussagesatz üblicherweise nach dem Prädikat (oder ersten Prädikatsteil): S + P + A. Bei uneingeleiteten Fragesätzen steht es üblicherweise hinter dem Subjekt:

ârt Elinas êr kambon?  "Schlägt Elinas ihn?"

 

Manche Verben benötigen ein indirektes Objekt, das im Dativ steht. Das Dativobjekt (D) bleibt bei einer Umwandlung ins Passiv erhalten.

Elinas rôbt tûm  "Elinas zeigt dir ein Tier"

 

Das Dativobjekt geht üblicherweise dem Akkusativobjekt voraus: S + P + D + A

 

Einige Verben benötigen ein Genitivobjekt:

Elinas rûnt tên  "Elinas erinnert (sich) deiner"/"Elinas erinnert sich an dich"

 

Obwohl hier von einer "üblichen" Stellung im Aussagesatz gesprochen wurde, kann die Stellung der einzelnen Satzglieder variieren, um einzelne Sachverhalte besonders zu betonen. Das Prädikat (bzw. sein erster Teil) muss im Aussagesatz jedoch unbedingt an zweiter Stelle stehen (der zweite Teil immer am Schluss).

Dies betrifft vor allem Sätze, die außer den notwendigen Ergänzungen noch um Angaben erweitert wurden:

Elinas vart gemtêga in mêni stâda gîsôvd "Elinas schlief gestern in meinem Bett"

 in mêni stâda  vart gemtêga Elinas gîsôvd "In meinem Bett schlief gestern Elinas"

 in mêni stâda  vart Elinas gemtêga gîsôvd "In meinem Bett schlief Elinas gestern"

gemtêga vart Elinas in mêni stâda gîsôvd  "Gestern schlief Elinas in meinem Bett"