Was ist der Sinn des Lebens? - Aus der Pflicht gegenüber meinen Mitmenschen erhalte ich Kameradschaft, Sinn, Bedeutung, Stärke, Zuversicht, Überzeugung, Einsicht und den Grund aller Moral.
Was erwartet mich nach dem Tod? – Im Gedenken jener, die nach mir kommen, werde ich ewig leben, auch wenn mein Leib längst zu Staub zerfallen ist.
Zu wem bete ich? – Unsere Ahnen verstanden den Weg zu unserer Erlösung und wir tragen dieses Erbe in uns. In Zeiten der Not finde ich Trost und Inspiration in ihren Worten.
Wie stets mit der Magie? – Die Magie kann uns dienen, doch wir müssen darauf acht geben, ihr nicht unsere wahre Natur zu opfern.
Die Saiwaiya ist alt, uralt. Sie hat ihren Ursprung in Neru, der vielleicht ältesten, dauerhaft besiedelten Stadt der Toraja. Ihre Anfänge reichen in die Zeit vor der geschichtlichen Zeit zurück: Bis auf die Ersten Menschen. Allerdings hatten die Menschen damals noch keine Schriftkultur und die Zeit der Altvorderen sorgte auch in diesem Teil der Welt für ein großes Vergessen, doch in manchen Überlieferungen steckt noch etwas vom alten Glauben der Ersten Menschen.
Die Saiwaiya ist sehr konservativ, denn sie ist im Kern ein Ahnenkult. Die Namen der toten Vorfahren werden auf hölzerne Tafeln auf dem Hausaltar, oder bei größeren Anwesen in einer eigenen Ahnenhalle oder einem Ahnenschrein, geschrieben. Vor wichtigen Familienangelegenheiten werden ihnen Opfer dargebracht, durch die auch Entscheidungen gefällt werden. Doch man glaubt auch daran, durch Opfer und Orakel mit den Verstorbenen in Verbindung treten zu können.
Während jede Familie vor allem ihre eigenen Ahnen ehrt, besitzen die Ahnen der bedeutenderen Familien, vor allem des Adels und des Kaiserhauses von Okaru werden auch allgemeiner verehrt.
Es wird angenommen, dass der Kaiser von Okaru sein Mandat durch die Gesamtheit aller Ahnen erhält, weshalb er und seine Beamten als wichtige Mittler zwischen der Welt der Lebenden und der Welt der Ahnen gelten.
Ein weiterer Kern der Saiwaiya ist die Reinheit. Die Seimunu (wie die Gläubigen sich nennen) glauben, dass die menschliche Natur einer steten Verderbnis unterliegt und dass oberste Gebot darin besteht, die Menschheit vor einer Degeneration durch die Verderbnis zu bewahren.
Daher wird die Magie zwar als Werkzeug akzeptiert, aber durch sie Verderbte werden gnadenlos ausgemerzt, um die Reinheit der Gemeinschaft zu erhalten. Die magische Forschung ist daher strengen Regeln unterworfen.
Die wichtigste Pilgerfahrt führt die Seimunu daher nach Neru, wo sie im uralten Heiligtum einen besonderen Trank erhalten, der sie von leichter Verderbnis reinigt. Obwohl die heilige Flüssigkeit streng gehütet wird, gelang es vor kurzem eine Probe zu analysieren; dadurch konnte festgestellt werden, dass sich in der Flüssigkeit Naniten befinden, die verderbte Zellen angreifen. Die heilige Flüssigkeit stellt somit eine der am längsten genutzten Hinterlassenschaften der Ersten Menschen dar.
Weil die Seimunu sich vor der Verderbnis fürchten, sind sie eifrig darum bemüht, die Welt von ihr zu reinigen und die Menschen vor ihr zu bewahren. Daher streben die Seimunu danach, Quellen der Verderbnis zu beseitigen, was oft Anlass zu Kriegen war; gleichzeitig versuchen sie durch sie sich durch die Anwendung von Magie zu verbessern, um sich vor den Auswirkungen der Verderbnis zu schützen.
Die Gemeinschaft ist für die Seimunu von großer Bedeutung und geht immer über die Bedürfnisse eines Individuums. „Seimunu“ bedeutet in seinem Ursprung daher auch einfach „Familienmitglied“ oder „Mensch“.
Konformität ist ein Ideal und ein aufbegehren gegen die Gesellschaft oder ihre Normen wird als Häresie verstanden.
Die Ablehnung ihrer Überzeugungen verstehen die Seimunu nicht; wer sich weigert sich anzupassen und ihren Glauben anzunehmen, gilt nicht als Mensch, weshalb Reisen in die von der Saiwaiya dominierten Staaten generell schwierig sind.
Obgleich die Saiwaiya eigentlich der Staatskult der Kaiser von Neru war und somit die „natürliche“ Staatsreligion Okarus bildet, hat sie in Vergangenheit durchaus begrenzte Toleranz gezeigt, weshalb Teile Okarus von anderen Religionen dominiert werden (dem Hiyoshi und dem Atsuru, die ich später noch vorstellen werde); obwohl es natürlich immer wieder zu Spannungen kommt.
Eine weitere innerreligiöse Spannungsquelle stellen die von Okaru unabhänigen Staaten dar, die dennoch der Saiwaiya angehören: Sukenai, Tsukyo und Nakyo. Diese lehnen die besondere Rolle des Kaisers und des okarischen Adels ab, folgen aber ansonsten der Religion so getreu, dass man nicht von „Konfessionen“ oder richtigen „Sekten“ sprechen kann. Interessant ist ein sich in jüngerer Zeit entwickelnder Synkretismus im östlichen Nakyo, in dem die Saiwaiya beginnt sich mit dem Asiranismus zu vermischen. Für den Moment sind diese Regionen jedoch ein ständiger Quell religiös motivierter Unruhen.
Ebenfalls problematisch gestaltet sich die Situation in Sukenai und Tsukyo, wo große Teile der Bevölkerung sich zur Erkenntnis bekennen; der Religion, deren Grundsätze der Saiwaiya am radikalsten widersprechen.