Was ist der Sinn des Lebens? – Den Yofan erkennen und ihm folgen
Was erwartet mich nach dem Tod? – Das weiß niemand.
Zu wem bete ich? – Gebete sind sinnlos, denn niemand hört sie
Wie stets mit der Magie? – Die Magie ist ein Ausdruck des Yofan.
Der Yofan, „Weg“, ist die Macht des Diesseits, des Kosmos, die alles zusammenhält und alles fügt. Der Mensch kann sie erkennen, indem er seinen Lauf in der Welt beobachtet und so die Gesetzmäßigkeiten und Erscheinungsformenen dieses kosmischen Prinzips entdeckt. Er offenbart sich in der Natur, weshalb Natürlichkeit, Spontanität und Wandlungsfähigkeit zu seinen Merkmalen gehören und der Mensch die Harmonie mit dem Yofan erreichen kann, wenn er sich weniger auf seinen Verstand und bewusstes Handeln verlässt, und mehr intuitiv dem wirkenden Yofan anpasst.
Der Yofan unterwirft alles Seiende dem Wandel, nichts im Kosmos ist fest und von Dauer, das Werden und Wachsen, Vanal, aber auch das Verkümmern und Vergehen, Kamal, bestimmen die Welt. So verwirklicht jeder Bestandteil des Kosmos den Yofan und damit sein eigenes Wesen durch Wandlung und Veränderung. Den Wandel aufzuhalten oder sogar ihn zu lenken, gilt als größte Sünde gegen den Yofan. Der Gläubige, Anam, soll nichts erzwingen, nicht in den Lauf der Dinge eingreifen.
Der Anam wird durch die Harmonie mit dem Yofan dauerhaftes und wahrhaftiges Glück erfahren. Wenn er sich zu sehr in weltlichen Angelegenheiten verstrickt, führt dies jedoch zu einem Abweichen von Yofan. Die Tugend des Yofan ist somit Gleichmütigkeit, vor allem gegenüber irdischen Gütern, Reichtum und Komfort.
Durch diesen Gleichmut, Zessam, strebt der Anam nicht danach seine Ziele durch Kraftanstrengungen zu erreichen, sondern eben dadurch, dass er den Dingen ihren natürlichen Lauf, eben den Yofan, lässt, sodass er das Ziel durch sein Nicht-Handeln erreicht.
Arram, Vinari, Ikhar, Gali und Khar, die Aschtra („Kosmische“), wurden früher und werden zum Teil noch heute von außenstehenden als die Götter des Yofan missverstanden. Die Religion des Yofan kennt jedoch keine Götter, auch wenn der Yofan in der Theologie oft als das Göttliche, Diman, bezeichnet wird. Hinter den Kosmischen verbergen sich die fünf Planeten (deren Namen in der modernen Nomenklatur sogar daran anklingen): Arrimos, Vinara, Icharun, Galia und Charos.
Für die Anami offenbart sich in den Bewegungen dieser Planeten im Zusammenspiel mit Sarra (der Sonne), Itra (der Nachtsonne) und Fadikh (dem Mond) vor dem Hintergrund der 12 Himmelszeichen, Hattru, und 10 Himmelshäuser, Dirru, der Yofan.
Man glaubt, dass die Konstellation dieser Elemente zum Zeitpunkt der Geburt Aufschluss über den persönlichen Yofan einer Person gibt, aber auch dass sich in ihnen und besonders bei außergewöhnlichen Erscheinungen der allgemeine Yofan offenbart.
Die Anami sind daher geradezu besessen von Horoskopen, die sie Yofan Kalai („Offenbarungen des Yofan“) nennen, und in Nimira und der Mahamitischen Föderation, in denen der Yofan Staatsreligion ist, werden solche sogar angefertigt, um politische Entscheidungen zu treffen.
Aber auch im Alltag sind die Yofan Kalai von großer Bedeutung: So geben sie vor, welche Aktivitäten an welchen Tagen begünstigt sind oder vermieden werden sollten und das Geburtshoroskop bestimmt, mit wem eine Ehe möglich ist oder welche Berufe eingeschlagen werden können.
Die Anami sehen in der Magie nichts anderes als eine der Wandlungskräfte des Yofan und somit als etwas höchst Natürliches und Notwendiges. Die Magie, Sadria, ist wie alles dem Wechselspiel von Vanal und Kamal unterworfen, weshalb sie schaffen oder zerstören kann.
Die äußere Rezeption hört an dieser Stelle meist auf, weshalb der Yofan häufig zu den magiefreundlichsten Religionen gezählt wird. Doch für die Anami bildet das oben Umrissene nur die Grundlage, weshalb der Einsatz von Magie in der Lebenswirklichkeit viel beschränkter ist, als es nach dem kurzen Eingangsabschnitt zu erwarten wäre.
Gerne wird von außen nämlich eines übersehen: Die Magie ist ein Ausdruck des Yofan und ihm damit wie alles im Kosmos unterworfen, für die Anami ist es daher geboten Magie nur unter dem Eindruck der Zessam, des Gleichmuts, zu gebrauchen und sie nicht dazu zu benutzen, andere Kräfte des Yofan zu hindern oder nur bestimmte Aspekte zu fördern. Die Magie gegen den Lauf des Yofan zu richten wird als Schattur bezeichnet, „das Abweichen (vom Weg)“ und stellt eine schlimme Versündigung nicht an den Menschen sondern am Kosmos dar, weshalb die Sittra („Abweichler (vom Weg)“) unerbittlich bestraft werden.
Die Sadria ohne Schattur zum Einsatz zu bringen ist so kompliziert, dass die Religion des Yofan trotz ihrer positiven Grundhaltung zur Magie eigentlich eine Religion des Magieverbots ist.
In Nimira und einigen Mitgliedsstaaten der Mahamitischen Föderation müssen Magier, Sadru, vor jedem Zauber einen astrologisches Gutachten bei einem Chalkru (einer Art staatlich geprüftem Astrologen) einholen, dass ihnen die Durchführung genehmigt oder verbietet.
Der Dissu, Tod, ist für die Anami ein großes Mysterium, denn was ihm folgt entzieht sich der erfahrbaren Welt und damit dem Wirken des Yofan. Die offiziellen Schulen des Yofan lehnen Spekulationen über „das nach dem Tod“ ab, tabuisieren es geradezu. Doch in manchen Strömungen oder Sekten wird über Wiedergeburt spekuliert, manche behaupten es vergehe nur der Körper, während der Geist bleibe und einige esoterische Gruppen glauben, dass der Tod ein Zeichen dafür ist, keine Harmonie mit dem Yofan gefunden zu haben, denn wer die Harmonie erreiche würde unsterblich.
Bist du eine Ratte? Ein Delphin? Ein Affe? Ein Kanufahrer? Oder vielleicht ein Pfeilfisch? Die Himmelzeichen und Himmelshäuser des Yofan haben es in den letzten Jahrhunderten geschafft, sich über große Teile der Welt zu verbreiten. In Tageszeitungen finden sich häufig Horoskope und viele Menschen kennen (vermeintlich) ihr „Sternzeichen“; doch bei der popkulturellen Yofan-Astrologie handelt es sich oft um oberflächliche, schlimmstenfalls missverstandene Interpretationen, weshalb die meisten gar nicht ihr Sternzeichen (im Sinne des Geburtszeichens der Anami) sondern nur das Sternzeichen ihres Geburtsmonats kennen.
Für die Anami ergibt so gut wie kein irgendwo sonst auf der Welt erstelltes Horoskop einen Sinn, aber viele Menschen lassen sich dennoch davon leiten.
Auch den Zessam hat man außerhalb des Yofan entdeckt, er gilt heute vielen Aussteigern als Begründung für ein entspanntes Leben und sich treiben lassen.