In der Vorzeit herrschten die siebzehn Altvorderen über die Toraja. Sie waren die ersten Geschöpfe des Anderdunkels und ihrer Macht konnte sich nichts menschliches in den Weg stellen. Sie versklavten die Menschen, zwangen sie zur Arbeit, paarten sich mit ihnen, fraßen sie. Die Menschen errichteten die altvorderen Städte und verehrten die Altvorderen als Götter.
Die Götter und Helden der Vorzeit konnten sie schließlich einsperren. Nur einsperren, denn ihre Macht war so gewaltig, dass nicht einmal ein Gott die Altvorderen vernichten konnte. Und kann etwas, das nicht geboren wurde, überhaupt sterben?
Aus ihren Kerkern heraus können sie die Menschen immer noch beeinflussen. Noch immer dienen Menschen freiwillig oder gezwungen den Altvorderen und suchen nach einem Weg sie zu befreien.
Das Anderdunkel ist eine andere Dimension, eine andere Ebene des Seins. Es besitzt eine gänzlich
eigene Realität und vollkommen andere Naturgesetze. Für den Verstand der Menschen ist dieser Ort
unverständlich, dunkel, bestenfalls grau, und vollkommen formlos – das Chaos. Dort wo das
Anderdunkel nach Toraja übergreift, verändert es die Realität der Menschen. Es beugt Naturgesetze,
hebt sie auf und es verändert Materie und Leben auf einer tiefen Ebene. Es verdirbt die Realität.
Das Anderdunkel ist die Quelle, der Ursprung der Magie, aber auch der verändernden Verderbnis.
Je mehr sich die Verderbnis über Toraja ausbreitet, desto einfacher wird es für die Geister sich in der
Welt festzusetzen, die Menschen zu beeinflussen, zu Sklaven zu machen. Vielleicht droht Toraja das
grausame, dunkle Schicksal eines Tages ganz im Anderdunkel zu versinken.
Die Menschen ahnen das. Deshalb sind sie skeptisch gegenüber Zauberern, die die Macht des
Anderdunkels nutzen. Sie fürchten Zauberer. Hassen sie. Brauchen sie. Ein Spiel mit dem Dunkel
und dem Verderben.
Tausend Götter und mehr werden in Toraja verehrt. Jedes Volk kennt die Namen seiner eigenen Götter. Die Menschen, deren Ahnen Tempelpaläste für die Altvorderen errichten mussten, errichten heute freiwillig Tempel für die Götter. Doch seit vielen Generationen hat niemand mehr einen leibhaftigen Gott gesehen. Seit die Menschen begonnen haben, ihre Geschichte niederzuschreiben, gab es keine Berichte über am Himmel reitende Götter, jedenfalls keine die bezeugt wurden. Wer den Göttern lästert, wird verachtet - von manchen jedenfalls. Kein Blitz vom Himmel straft den Frevler. Kein Lichtschein vom Himmel heilt den Kranken. Kein Segen erbarmt sich des aufrechten Mannes, dessen Kehle von einem habgierigen Räuber aufgeschlitzt wird.
Und doch: Der Glaube an die Götter ist ungebrochen. Die Menschen glauben an ihre Götter, vielleicht gerade weil sie nicht wissen. Die Altvorderen, die Geister, das sind die greifbaren Götter, ihre Existenz ist gewiss. Vielleicht inspiriert gerade die Ungewissheit der göttlichen Existenz den festen Glauben. Und es heißt, dass wahrer Glaube das einzige ist, was die Verderbnis reinigen kann.