Die sieben weisen von Nexos

Nexos, die größte Stadt der antiken Toraja, war ein Sammelbecken für Menschen aus aller Herren Länder. Durch den Handel zwischen Ost und West, Nord und Süd reich geworden, dominierten wohlhabende Händlerfamilien lange Zeit die Geschicke der Stadt und leisteten sich materiellen Luxus aus fernen Gegenden der damals bekannten Welt.

Aber Nexos war auch ein Schmelztiegel der Wissenschaften und schönen Künste, gefördert von großzügigen Mäzenen, die neben Einzelpersonen auch Schulen gründeten.

Die bedeutendsten Gelehrten jener Zeit gingen in die spätere Geschichte als "Die sieben Weisen von Nexos" ein.

 

Die Sieben Weisen waren Zeitgenossen, die von etwa 750 bis 650 Vor lebten und wirkten. Es ist nicht bekannt, ob sich jemals alle sieben Weisen an einem Ort trafen, doch gekannt haben sie einander sicherlich. Manche der Jüngeren waren vermutlich zumindest zeitweise Schüler der Älteren.

Der iderusische Dramatiker Elder Carstor lässt die Sieben Weisen in seiner gleichnamigen Komödie allabendlich in der Spelunke "Vebe Cate", "Vebes' Haus", zusammentreffen und die Probleme der Welt erörtern. Wollen wir einfach mal annehmen, die echten Sieben Weisen haben es ihren literarischen Nachfolgern gleichgetan. 

Assanos Toras - Begründer der Toraspistik

Assanos Toras, Sohn phalisischer Bauern, kam als Sklave nach Nexos. Über seine ersten Jahre als Sklave ist nicht viel bekannt, Toras vermied es später über diese Zeit zu sprechen. Es ist bekannt, dass er viele erniedrigende Arbeiten verrichten musste, bevor er aus irgendeinem Grund als Erzieher der Kinder des Oligarchen Aphikos Teptes diente. Spätere Gelehrte berichten, dass es vor allem sein Einfluss war, der Nyromes Teptes zu jenem berühmten Herrn von Nexos machte, als den ihn die Nachwelt - bis heute - verehrt.

Obwohl Toras selbst kein einziges Werk verfasste und die Nachwelt seine Lehren nur aus dem Diskurs anderer Philosophen erahnen kann, gilt er als Begründer der philosophischen Toraspistik, die seinen Namen trägt. Die Lehre der Toraspistik behandelt vor allem Fragen der Sittlichkeit, in deren Kern Toras eine innere Freiheit und moralische Selbstständigkeit eines jeden Menschen sieht. Toras trennte streng zwischen Dingen auf die der Mensch keinen Einfluss hat, weil sie außerhalb seiner Macht liegen, und Dingen, die nur der Mensch selbst beeinflussen kann, weil sie aus seinem Inneren stammen: "Wir müssen möglichst gut einrichten, was in unser Macht liegt, und das andere so annehmen, wie es  über uns kommt." - Ob dieser Leitspruch der Toraspistik wirklich von Toras stammt, lässt sie heute nicht mehr klären.

Toras war nicht der Atheist, als den ihn spätere Gelehrte gerne darstellten. Er war jedoch ein Atheist im Verständnis seiner Zeit, da er einen einzigen kosmischen Gott annahm, der sich in jedem einzelnen Menschen, der Welt und dem Kosmos gleichermaßen befand und alles Handeln bestimmte und lenkte. Dieser gemeinsame "göttliche" Kern aller Dinge führte zu einem strikten Pazifismus und einer unterschiedlosen Menschenliebe.

 

Die Toraspistik ist eine bis heute einflussreiche philosophische Schule. In der Herausbildung des Asiranismus gilt sie als starker Einfluss im Hinblick auf die asiranistische Nächstenliebe, obwohl gerade der früher Asiranismus den strikten Pazifismus der Toraspistik ablehnte. Seit der Moderne wird gerade der pazifistische Charakter der Toraspistik immer wieder von Pazifisten und Anti-Rassisten aufgegriffen.

Beria - Mutter der Naturwissenschaften

Beria war die einzige Frau unter den Sieben Weisen, doch ihre Bedeutung für die Nachwelt ist wahrscheinlich am Größten. Während die antiken Wissenschaften keine Trennung zwischen Wissenschaft, Religion, Magie und Mystik vornahmen, ist es Berias Einfluss zu verdanken, dass sich eine logisch denkende, empirische Wissenschaft herausbildete.

Vom heutigen Blickpunkt aus, lässt sich nicht mehr zweifelsfrei klären, welche Fortschritte und Entdeckungen auf Beria zurückgehen und welche ihr nur von späteren Gelehrten zugeschrieben wurden. Es gilt jedoch als sicher, dass Berias Kreiszahl und Berias Dreieckssatz tatsächlich von ihr stammen.

Beria war bereits zu Lebzeiten eine verehrte Mathematikerin, die jedoch auch in anderen Naturwissenschaften wichtige Grundlagen schuf und sogar als Begründerin der echyrischen Astronomie gilt.

Ihr größtes Vermächtnis für die Nachwelt ist jedoch vor allem ihr Name, der seit dem Mittelalter zunehmend gleichbedeutend mit "Naturwissenschaft" wurde und sich später als Begriff für "Wissenschaft" allgemein im echyrischen Sprachgebiet verbreitete, auch wenn er sich Aufgrund von Sprachwandel zu "Veria" abwandelte. Heute begegnet man der "Mutter der Naturwissenschaften" also auch in Begriffen wie "gudis veria", der "Musikwissenschaft".

 

Deogenimos - Wegbereiter der Demokratie

Über Deogenimos sind zahlreiche Anekdoten überliefert, deren Mehrzahl jedoch wahrscheinlich von seinen Feinde erfunden wurden. Es gilt jedoch als sicher, dass Deogenimos ein Freund von Bier und Wein war, wenn wohl auch nicht in dem Maße, dass man ihm zuschrieb - Es heißt nämlich, er hätte dem Bier so zugesprochen, dass er gleich in einem Bierfass hauste.

Deogenimos war ein Philosoph und vielleicht der zu Lebzeiten am wenigsten geachtete der Sieben Weisen. Dass wir uns heute noch an ihn erinnern, ist ironischerweise vor allem seinen Feinden zu verdanken. Aus ihren kritischen Schriften und ihren ausführlich auf Deogenimos' Lehre eingehenden Widerlegungen kann eine ziemlich genaue Vorstellung rekonstruiert werden.

Deogenimos lehnte jede Form von Herrschaft ab, bezweifelte aber eine funktionierende menschliche Gesellschaft ohne Herrschaftsstruktur, wofür er vor allem den Charakter der damaligen Menschheit verantwortlich machte. Seine Vorstellungen einer durchführbaren Herrschaft ohne zu viel Herrschaft gelten heute als Grundstein der modernen Demokratie.

Elas Atanos - Die Frage nach dem Sein

Elas Atanos ist der Nachwelt in zweierlei Hinsicht bekannt: Als Verfasser der "Dreizehn Bücher über die Geschichte" und als Metaphysiker, der die Fragen stellte, ob es bestimmte Arten von Dingen gebe, die für die Existenz anderer Arten von Dinge grundlegend seien, und, ob es eine letzte Ursache gebe, von deren Existenz die Existenz alles anderen abhänge.

Während die "Dreizehn Bücher" im Lauf der Geschichte verloren gingen, ist vor allem die metaphysische Philosophie des Atanos erhalten geblieben - vor allem da sie maßgeblich den Asiranismus beeinflusste: Atanos  sah Gott als Ursache allen Handelns und da er dies war, müsse die Welt sich immer weiter entwickeln. Die Asiranisten griffen diese Idee auf und deuteten sie als "die Welt muss sich zum Guten hin verändern" um. Auch Atanos' Ansicht über die Unsterblichkeit der Seele, wird vom Asiranismus aufgegriffen.

In der Renaissance sah man Atanos als den "geistigen Propheten" des Asiranimus, während Asiranas selbst der "körperliche" war. Die Reformation des Asiranismus in jener Zeit, beruhte zu einem nicht zu vernachlässigenden Teil auf seinen Lehren.

 

 

Gerion Zalmatos - Vater der Zalmatik

Auch wenn jeder der Sieben Weisen auf seine Weise die Nachwelt prägte, genießt Zalmatos den Ruf der "praktischste" gewesen zu sein. Zalmatos gilt so sehr als Begründer der "Zalmatik" (veria zalmatike - Die chemische Wissenschaft), dass diese bis heute seinen Name trägt. Er war der bedeutendste Spagyriker und Alchemist der Spätantike und zudem Erfinder mechanischer Wunderwerke, wie dem sagenumwobenenen Schiffshebewerk im Kanal von Nexos.

Auf ihn geht aber auch die Erfindung verschiedener Vorrichtungen zum Erhitzen von Substanzen zu, wie dem Sandbad, das beheizbare Wasserbad oder der Schnellkochtopf zurück, sowie ein Destillierapparat.

Das aus dem Mittelalter stammende Traktat Maritia sa Veriai Zalmatikai ("Übungen in der chemischen Wissenschaft") wurde jedoch nicht von ihm geschrieben, obwohl es bis heute unter seinem Namen immer wieder veröffentlicht wird.

Gudeas - Vater der Geschichtsschreibung

Die Echyren waren schon lange vor Gudeas Geschichtsschreiber gewesen, aber kaum einer von ihnen hatte dem Drang widerstehen können sein Werk durch Geschichten, Anekdoten und Kurioses, das oft der Phantasie oder dem Hörensagen entstammte, zu erweitern. Gudeas war der erste Geschichtsschreiber, der mit einem wissenschaftlichen Interesse an die Vergangenheit herantrat. Er prägte die noch heute in der Geschichtswissenschaft angewandten Dreias Lasio ("die Drei der Gesichtsschreibung") genannten Regeln der Geschichtswissenschaft: Beschäftigung mit dem Vergangenen unter einer bestimmten Fragestellung; Sammlung und Sichtung aller verfügbaren Quellen; Methodische Interpretation der gesammelten Quellen (in der Moderne erweitert um "Darlegung der Ergebnisse zur öffentlichen Diskussion").

Von seinen vielen Werken ist heute nur noch die Pheporria Idurusesio ("Der Aufstieg Iderusas") erhalten, welche die Gründe für den machtpolitischen Aufstieg des Drunum Iderusorum von seinen Anfängen bis in Gudeas Lebzeiten untersucht.

Zeros Supnomanos - Der "schlafende" Philosoph

Über Zeros Supnomanos ("den Schlafenden") ist wenig bekannt. Vermutlich verdankte er den Beinamen, den er bereits zu Lebzeiten trug, der Tatsache, dass er sich meist im Hintergrund aufhielt und die Öffentlichkeit scheute. Er trat nur in Erscheinung, um dringliche gesellschaftliche Probleme anzuprangern und Lösungsstrategien zu empfehlen.

Die nach ihm benannte philosophische Schule der Zerospitik beschäftigt sich mit Rechts- und Staatsphilosophie und die von ihm erhaltenen Werke Keubastikon ("Das Gemeinwohl") und Vekea ("Gespräche") wurden über die Zeiten hinweg als Lehrbücher für Juristen und Staatsmänner verwendet.